Samuel Stucki

Weihnachten im Januar

Avatar (Foto: Samuel Stucki)

Meine Predigt in der Christnacht zeigt, was die Bedeutung von Weichnachten heute ist und:
Was Weihnachten mit "Avatar" zu tun hat?



Samuel Stucki,
Weihnachten im Januar?

Liebe Gemeinde

Vier, drei, zwei, eins.
Vier Wochen dauerte der Countdown.
Weihnachten: daaas große Fest der Christenheit.
Wie wichtig ist es gerade in unseren Zeiten,
dass wir Weihnachten feiern.
Wie wichtig ist es, den Geist von Weihnachten zu retten in das neue Jahr!
In einer Zeit, in der die Grundbeziehungen auseinander brechen:
Die Beziehung zu uns selber, zu anderen, zur Schöpfung.
Wie wichtig ist es, dass wir feiern, was das Christentum ausmacht:
die Geburt Jesu, des Sohnes Gottes.
Wir dürfen uns freuen, und allen die frohe Botschaft sagen:
Uns ist der Heiland geboren.

Advent: ein göttlicher Countdown.
Auch unser Leben ist ein Countdown.
Jedes Jahr, jeder Monat - jeder Tag ist ein Tag
weniger von unserem Leben.

Advent - unser Leben:
ein wesentlicher Unterschied besteht:

Unser Countdown endet im Verlassen dieser Welt.
Er bedeutet ein Ende dieser irdiscen Existenz.
Advent hingegen gipfelt nicht in einem Ende,
sondern in einer Geburt.
Einem Anfang.

Liebe Gemeinde
Der Anfang Christi auf der Welt,
nimmt auch uns mit.
Sein Anfang gibt jedem Ende,
jedem Vorläufigen, seinen Sinn.

Was bedeutet Weihnachten?
Doch nicht weniger als: Gott geht in der Schöpfung auf.
Er wird zu Leben wie wir.
Staub wie wir.
«Vom Himmel in die tiefsten Klüfte“, so fasste Theodor Storm das Unfassbare
in eine wunderbare Worte.
So weit reicht das Herabneigen Gottes zu uns.

In den Kinos läuft aktuell der Film: Avatar.
Ich entdecke in diesem Film, was es heißen kann,
wenn das Göttliche und der Mensch eins werden.
Avatar, der Film über eine andere, parallele Welt,
auf dem Planeten Pandora.
Dort leben die Navi, menschenähnliche Wesen,
in einer eigenen Biosphäre.
Die Navi leben ganz verbunden mit der Schöpfung:
in hohem Respekt.
Sie können sich mittels der Haare
mit den Drachen verbinden. Dadurch werden sie eins mit ihnen, und können auf ihnen fliegen.
Die Navi sind so eins mit
Eywa, mit der göttlichen Schöpferkraft.
Dank dieser Verbindung sind die Menschen stark,
können überleben.
Jedes Mal wenn ich diesen Film ansehe, so berührt es mich:
auf der Erde ist diese Verbindung zwischen dem Menschen und dem
Göttlichen unterbrochen.
Wir behandeln die Schöpfung als Objekt, nicht als Teil von uns.
Und mehr noch: wir führen uns auf der Welt so auf, als gäbe es keinen Gott,
die Verbindung ist offline.

Im Grunde geht es an Weihnachten um die Heilung dieses Bruches.
Weihnachten ist die Verbindung Gottes mit der Schöpfung.
Gott ist als Menschensohn gewissermaßen mit Haut und Haaren mit uns
eine Verbindung eingegangen.

Kann unser Herz diese Nachricht hören?
Ist es weich genug für diesen Anschluss?

Was Weihnachten von innen her ausmacht, das
haben wir nicht in den Händen.
Das haben wir im Herzen.

Wir können die Krippenfigur „Jesus“ in unsere Hände nehmen,
aber seine Botschaft vom Neuanfang,
vom göttlichen Countdown, können wir nur über das Herz aufnehmen.
Hier will er wohnen und wirken.

Das Licht von Weihnachten will da leuchten, tief in uns drin –
in den Klüften unseres Herzens.
Es fängt ganz klein an zu flackern.
Dieses Licht: es erwärmt uns von innen her.
In diesem Licht dürfen wir unsere Wünsche
und Sehnsüchte aussprechen.
Das Weihnachtliche Licht erlaubt uns,
unseren Hunger nach Liebe zu benennen;
unsere Hoffnungen aufleben zu lassen -
In anderen das Licht der Hoffnung anzuzünden.
Die Navi auf Pandora müssen grosse Schmerzen erleiden, die ihnen durch
die Machtgier der Himmelsmenschen (Erdbewohner) zugefügt wird.
Dank der göttlichen Verbindung, dank Eywa, können sie ihren Schmerz ausweinen,
aushalten und sich auch aussöhnen.

Liebe Gemeinde
Jesus und das Weihnachtsfest haben wir nicht in der Hand,
wir haben es im Herzen.
Darum können wir singen, und uns freuen.
Weihnachten öffnet unsere Herzen für das Wirken Jesu.
Ich bin auch gemeint, wenn Jesus Blinden die Augen öffnet.
Wenn er den scheinbar verlorenen Sohn aufnimmt.
Wenn er dem alten Hannanias sagt: komm zu mir.

Weihnachten heisst: Gott ist da.
Wir sollen uns kein Bild von ihm machen:
nur dieser Gedanken: Er ist da.
Dies ist jedem Menschen ins Herz eingeschrieben.
Das übersehen wir oft. Doch dem
dürfen wir trauen!

Unsere innere Verletzung lautet:
Ich habe Angst, mich bei niemandem und nirgendwo einsinken
oder ausweinen zu können.
Immer ist da eine Spur Misstrauen, Angst verletzt zu werden.
Tiefste Wunde der Menschheit ist es:
Das Gefühl zu haben, nicht so angenommen zu sein,
wie ich bin, also bedingungslos.

Weihnachten heißt:
Diese bedingungslose Liebe ist schon da, bevor ich bin.
Sie ist da. Abrufbar.
Ich muss nicht mehr warten.
Keine “to do liste” mehr abarbeiten. Keinen Countdown abzählen.

Weihnachten ist eine Bewegung. Weit über den 25. Dezember hinaus.
Weihnachten ist ein Leuchten.
Weihnachten ist ein Leuchten, 12 Monate lang.
In seinem Lied: „Lichterkette“ singt dies der Sänger
Sascha mit diesen Worten:

«An manchen Tagen nimmt die Nacht kein Ende
Und du fühlst dich wie ein kleines Licht
Es kommt dir vor, als rinnt dir alles durch die Hände
Und du fragst dich, wie du das Glück zu greifen kriegst
Denk nicht, du scheinst allein
Es gibt viele so wie dich und mich
Niemand leuchtet nur für sich
Wir sind wie Lichterketten, wenn wir zusammenstehen
Wenn wir gemeinsam leuchten,
kann man‘s schon von weitem sehen.
Wir sind wie Lichterketten, wir strahlen zum Himmel hoch
Die Zukunft in den Händen und wir lassen nicht mehr los

Stell dir vor, wir könnten was bewegen
Was verändern, auch wenn’s noch so wenig ist
Niemand leuchtet nur für sich
Wir lassen nie mehr los
Jeder kleinste Versuch
Jedes Wort, das du rufst
Jeder Gedanke, den du weitergibst
Ist ein lautes Signal, das ab jetzt überall
Unaufhaltsam seine Kreise zieht.»

Liebe Gemeinde
Weihnachten 2022 soll für uns alle zu einem Fest werden,
das uns allen neu ins Herz schreibt,
dass wir als Christen leuchten können.
Schließen wir unser Licht an die göttliche Steckdose an.
Bilden wir Lichterketten.
Zeigen wir allen Menschen,
welche Freude es ist, zu leuchten.
Denn: Welt ging verloren, Christ ist geboren!

Amen.

Derendingen, zu Jahresbeginn 2023, Samuel Stucki, Pfr.
Bereitgestellt: 11.01.2023      
aktualisiert mit kirchenweb.ch