Janine Renggli

Kirchensonntag in Zuchwil - Sinn finden in meinem Tun

Kirchensonntag (Foto: Janine Renggli)

Wann haben Sie das letzte Mal eine fremde Person einfach so angelächelt? In der Hektik des Alltags, zwischen den Aufgaben und Verpflichtungen, gehen wir oft an den Menschen um uns herum vorbei, ohne wirklich wahrzunehmen, wer sie sind. Manchmal genügt eine kleine Geste – ein Lächeln, ein freundliches Wort – um einen Moment der Verbindung zu schaffen. Genau dieses Bewusstsein für die kleinen Dinge und die Bedeutung unseres Handelns stand im Mittelpunkt des diesjährigen Laiengottesdienstes zum Kirchensonntag.
Janine Renggli,
Am Sonntag, den 2. Februar 2025 fand in der Reformierten Kirche Zuchwil der traditionelle Gottesdienst zum Kirchensonntag statt. Dieser Gottesdienst, der einmal im Jahr gefeiert wird, stand unter dem Thema „Sinn finden in meinem Tun – oder wie aus etwas Kleinem etwas Grosses wachsen kann“ und bot den Besucher: innen ein bewegendes und gemeinschaftliches Erlebnis.

Durch den Gottesdienst führten die Liturg: innen Ruth Meyer und Martin Joss aus dem Pfarrkreisrat Zuchwil. Die Besucher nahmen im Kreis Platz, der in der Mitte der Kirche aufgebaut war. Diese Anordnung ermöglichte es ihnen, einander nicht nur zu sehen, sondern auch direkt miteinander in Verbindung zu treten und sich gegenseitig wahrzunehmen, was eine besondere Nähe und Gemeinschaft schuf. In der Mitte des Kreises lagen symbolische Gegenstände wie eine Schale mit Wasser, Blumen, Kerzen, Seile, Karten mit Bildern und Sprüchen, Tannenzapfen und Werkzeuge. Jeder dieser Gegenstände hatte eine tiefere Bedeutung und lud die Anwesenden dazu ein, über das eigene Leben nachzudenken, Erinnerungen zu wecken und in sich selbst zu blicken.

Musik
Der Gottesdienst begann mit dem Klavierstück Harmony Grove, das von Urs Aeberhard auf dem Klavierflügel gespielt wurde. Das Stück erfüllte den Raum mit einer ruhigen und besinnlichen Atmosphäre. Aline Vuille begleitete die Klavierstücke mit ihrer Geige, was die emotionale Tiefe des Gottesdienstes weiter verstärkte. Durch gemeinsames Singen und aktives Mitwirken wurden die Besucher: innen in den Gottesdienst eingebunden, wodurch sich eine sehr persönliche und verbindende Atmosphäre entwickelte.

Liebe und Achtsamkeit
Das Thema „Sinn finden in meinem Tun“, zog sich wie ein roter Faden durch den gesamten Gottesdienst. Ein Zitat, das den Kern des Gottesdienstes treffend zusammenfasste, lautete: „Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben.“ Doch was bedeutet es, Sinn im Tun zu finden? Es geht nicht nur darum, Aufgaben zu erledigen oder den Alltag zu bewältigen. Vielmehr geht es darum, mit Herz und Hingabe zu handeln, die Welt und die Menschen um uns herum bewusst wahrzunehmen. Oft sind es die kleinen, scheinbar unscheinbaren Gesten wie ein Lächeln, ein freundliches Wort, eine helfende Hand die den tiefen Sinn in unser Leben bringen. In der Hektik des Alltags verlieren wir leicht den Blick für das Wesentliche. Doch der wahre Sinn liegt nicht in grossen Taten, sondern in der Bedeutung, die wir unserem Tun verleihen. In der Liebe und Achtsamkeit, die wir in unser Handeln einfliessen lassen. So wurde auch Hermann Hesse zitiert, welcher sagte: «Den Sinn erhält das Leben einzig durch Liebe»

Die Geschichte des Senfkorns.
Ein zentraler Bestandteil des Gottesdienstes war die Geschichte des Senfkorns – das Symbol für Wachstum und Veränderung. Das Senfkorn, das zu einem grossen Baum heranwächst und den Vögeln Schutz und Nahrung bietet, zeigte auf, dass auch aus kleinsten Handlungen Grosses entstehen kann. So wie das Senfkorn im Boden aufgeht und zu etwas Grösserem heranreift, so können auch wir im Leben mit kleinen Taten der Liebe und des Glaubens etwas Grosses bewirken.Es gibt Momente, in denen das Leben trüb und sinnlos erscheint, in denen wir uns fragen, warum wir tun, was wir tun. Doch der Glaube an Gott hilft uns, auch in diesen Zeiten neuen Sinn zu finden. Jeder Moment kann kostbar und bedeutungsvoll werden, wenn wir ihn mit Achtsamkeit und Liebe leben und ihn im Licht Gottes sehen.

Gemeinschaft und Verbundenheit schaffen
Im weiteren Verlauf des Gottesdienstes hatten die Besucher: innen die Möglichkeit, einen Gegenstand aus der Mitte des Kreises zu wählen und ihre Gedanken oder Geschichten dazu zu teilen. Diese persönlichen Erzählungen von Träumen, Hoffnungen oder auch von schmerzhaften Erinnerungen schufen eine Atmosphäre von Vertrauen und Verbundenheit. Es war spürbar, wie jeder einzelne durch diese Symbole in Verbindung mit den anderen trat. Zum Abschluss des Gottesdienstes sangen alle das Lied „You raise me up“, das von Martin Joss ins Schweizerdeutsche übersetzt wurde. Das Lied, das von Hoffnung und Erhebung sprach, wurde zu einem kraftvollen Moment der Gemeinschaft.

Der Gottesdienst endete mit einem Kirchen-Kaffee, bei dem die Teilnehmer: innen noch angeregt miteinander ins Gespräch kamen. Dank der tatkräftigen Unterstützung des Kirchenchors Zuchwil und vieler ehrenamtlicher Helfer war der Gottesdienst ein bereichernder Anlass, der den Besucher: innen nicht nur Freude, sondern auch einen Moment der Besinnung und der inneren Erneuerung schenkte.

Also, gehen Sie hinaus und lächeln Sie :)
Denn manchmal ist es genau diese kleine Geste, die den Tag eines anderen erhellt und vielleicht sogar einen Funken Hoffnung in die Welt trägt. Möge unser Glaube uns stets leiten, unsere Taten mit Sinn zu füllen und das Senfkorn in uns zum Blühen zu bringen.

Zum anhören:
» You raise me up
» Harmony Grove

Bereitgestellt: 05.02.2025     Besuche: 42 Monat 
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