Bezirkskirchentag 2025 – Gehimmelt und geerdet
In unserer modernen, schnellen Welt einfach mal loslaufen. Geht das überhaupt noch? Nicht allein, sondern gemeinsam. Nicht für den Schrittzähler oder den Social-Media-Moment, sondern fürs Gefühl, verbunden zu sein. Der Bezirkskirchentag 2025 war so ein Moment – gehimmelt und geerdet zugleich. Aus vielen Wegen wurde einer, und daraus mehr, als man erwartet hätte.
Janine Renggli,
Bei 32 Grad war es heiss an diesem Freitag. 13. Juni 2025. Ich stand mit Turnschuhen und Trinkflasche vor der reformierten Kirche Derendingen und war sicher: Heute gehen nur wenige mit. Doch ich irrte mich. Als ich ankam, warteten bereits Jugendliche, Familien, ältere Menschen lachend, plaudernd, bereit zum Pilgern.
Pfarrer Samuel Stucki begrüsste uns mit einem herzlichen Lächeln. Pfarrer Samuel Stucki und Pfarrer Carlos Ferrer begleiteten die Pilgergruppe aus Derendingen. Prädikantin Heidi Zingg Knöpfli war ebenfalls als Pfarrperson bei der Pilgergruppe dabei.
Unterwegs erzählte Samuel Stucki eine Pfingstgeschichte. Keine der spektakulären Art, sondern eine die unter die Haut ging. Es ging darum, wie aus Feinden Freunde werden. Um Begegnungen, bei denen plötzlich Nähe entsteht, wo vorher Misstrauen war.
Der Weg führte uns durch kühle Waldstücke, entlang der leise fliessenden Emme und über den Bleichenberg. Ab und zu spürten wir den lauen Wind auf der Haut, blieben stehen, liessen Gedanken nachklingen, tauschten Worte und Gedanken oder gingen schweigend nebeneinanderher. So, wie es jede und jeder brauchte.
In Zuchwil angekommen, trafen wir auf die anderen Gruppen: die Pilger:innen aus Langendorf, begleitet von Elsbeth Hirschi Glanzmann und jene aus Lohn-Ammannsegg, geleitet von Dorothea Neubert.
Wer nicht gewandert war, hatte in Zuchwil an einer Schatzsuche für Kinder teilgenommen. Auch das ist eine Form des Unterwegsseins.
Der Platz vor der Kirche war belebt. Jugendliche mixten an der alkoholfreien Blue-Cocktail-Bar fantasievolle Drinks mit Namen wie Sternschnuppe, Vollmond und Heller Nachthimmel. Kinder spielten, Erwachsene kamen ins Gespräch. Es war ein Kirchplatz und gleichzeitig ein Treffpunkt mitten im Leben.
Um 19 Uhr begann der Gottesdienst in der angenehm kühlen Kirche. Im Zentrum: die feierliche Einsetzung von Dietlind Mus als neue Regionalpfarrerin durch Synodalratspräsidentin Judith Pörksen Roder. Vom Synodalrat war zudem Pfarrer Ueli Burkhalter anwesend. Vertreterinnen der Bezirkssynode Solothurn waren Barbara Fankhauser, Präsidentin der Bezirkssynode und Präsidentin der Kirchgemeinde Solothurn, sowie Priska Schnyder, Präsidentin der Kirchgemeinde Grenchen-Bettlach.
Dietlind Mus und Judith Pörksen Roder führten gemeinsam durch die Predigt. Es war ein Wechselspiel aus Gedanken, Erfahrungen und Fragen. Die beiden sprachen frei, bewegend und inmitten der Menschen. Keine lehrbuchhafte Auslegung, sondern ein lebendiges Gespräch, das sich durch den Kirchenraum zog. Nahbar, offen und mitten im Leben.
Sie sprachen vom Leben, wie wir es alle kennen: zu viele Termine, zu wenig Pausen. Vom Dauerfunkmodus, vom Gefühl, ständig erreichbar, sichtbar und leistungsbereit sein zu müssen. Vom Wandern, das nicht mehr nur Gehen ist, sondern dokumentiert werden muss: schnell ein Selfie, schnell die Route tracken, ein Snap hochladen und gleich noch der Welt zeigen, wie entschleunigt man gerade unterwegs ist. Kenne Sie da auch?
Es war ehrlich und modern. Und mittendrin stellten sie Fragen, die nicht banal waren, sondern nachwirkten. Wie geht es dir, nicht oberflächlich, sondern wirklich? Was brauchst du heute, um bei dir zu sein? Was darf gehen, was darf wachsen? Wer bist du, wenn niemand hinschaut?
Diese Predigt wollte nicht beeindrucken. Sie wollte berühren. Und sie tat es.
Nach dem Gottesdienst ging es nach draussen. Der Duft von Pasta lag in der Luft, Salate standen auf langen Tischen, das Dessertbuffet lockte mit liebevoll angerichteten Crèmes und Früchten. Kinder tobten durch den Spiel(S)pass-Parcours, Erwachsene sassen beisammen, lachten, ruhten aus.
Anschliessend erzählte der Liedermacher Ruedi Stuber singend und mit Gitarre vom Leben. Mal augenzwinkernd, mal ernst, immer ehrlich. Seine Lieder blieben hängen. Nicht in der Playlist, sondern im Herzen.
Am Ende des Tages versammelten wir uns noch einmal in der Kirche. Mit ruhigen Liedern liessen wir den Tag ausklingen und spürten, wie sich eine angenehme Ruhe breit machte. Es war der perfekte Moment, um innezuhalten und das Erlebte wirken zu lassen. Danach stiegen wir in die Busse, die uns zurück zu den Ausganspunkten der Wanderungen brachten.
Ich selbst machte mich entspannt und dankbar und mit vielen schönen Eindrücken im Gepäck auf den Heimweg.
Vielleicht war das das eigentliche Geschenk dieses Bezirkskirchentags:
Dass wir nicht nur unterwegs waren – sondern angekommen sind.
Nicht nur an einem Ort, sondern ein Stück weit bei uns selbst.
Zwischen Himmel und Erde.
Gehimmelt. Geerdet. Getragen.