Carlos Ferrer

Sichtbar salzig

Himalaya Salz: Von Ivar Leidus - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=97103074 (Foto: Ivar Leidus)

Sobald ein Mensch seine Stimme gefunden hat, wir er oder sie dazu erzogen, sie zu bändigen. Sobald ein Mensch seine Fähigkeiten entdeckt und sie ausprobiert, wird er oder sie dazu erzogen, vorsichtig damit umzugehen. Das ist etwa so, als ob ein Hochleistungsmotor einen Auspuff und Katalysator montiert bekommt und dadurch die Hälfte seiner Kraft einbüsse. Oder wenn man einen Deckel auf eine Lampe oder Kalk dem Salz beimische, damit ja niemad geblendet oder versalzen werden.
Carlos Ferrer,
Habt ihr schon einmal » Himalajasalz gesehen oder gegessen?

Es ist mehrere hunderttausende Jahre alt. Einmal eingepackt, hat es ein Verfallsdatum. Fragt mich nicht warum. Genau wie Honig, zählt es zu den Lebensmitteln, die extrem haltbar sind, solange es nicht mit Wasser in Verbindung kommt.

Salz kommt in grosser Auflösung im Meer vor oder da, wo süsses Wasser nicht abfliesst, wie im Toten Meer. Da wo es sich sammeln kann, wie in den Himalajas. Dann kann es gewonnen werden, verpackt und wir können es geniessen.

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Alles hat seinen Platz in der Welt. Davon haben die Menschen auf unterschiedlichster Weise gesungen, gebetet und gepredigt, gefeiert und geglaubt. Alles hat seinen Platz, jede und jeder ist wertvoll und wichtig, das ist die Mitte des Evangeliums. Das ist so zentral, dass jede und jeder von uns Texte die das bekräftigen, singen können, ohne dabei zu husten, erröten oder sich anders unwohl zu fühlen. Jedenfalls vom Inhalt her gesprochen. "In dir ist Freude ... wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden" ... das ist ein Glaubensbekenntnis! Auch wenn uns nicht immer danach ist, machen uns solche Worte Mut.



Wenn wir dich haben, das heisst, alle sind wertvoll, alle sind in ihrer Art wertvoll. Alle sind richtig am Platz, weil wir Gott haben, oder vielmehr Gott hat uns! Alle sind wertvoll, du bist wertvoll, du bist das Licht in dieser Welt, von Gott angezündet. Manche sind Spots, andere Soft, noch andere Zierlichter und noch andere haben Qualitäten, die die meisten unter uns nicht wahrnehmen. Also fragen wir uns, allen Ernstes, welcher ist mein Sinn? Wer ist mein Sinn jetzt, wo ich noch selbständig bin? Wer wird mein Sinn sein, wenn ich nicht mehr selber kann? Menschen, die sich z.B. gebündelt im Heim oder Spital, vielleicht immobil und behindert wiederfinden, müssen mit dieser Frage jeden Tag kämpfen. Oder die, die sich in der Schule abquälen müssen. Eine der Sätze, bei dem mir das Licht ausgeht, bzw. stark rot zu leuchten anfängt, ist der Satz eines zehn jährigen Schülers oder einer 19 jährigen Schülerin: "Ich hab keine Freude an der Schule / an meiner Lehre". Das Leben ist zu kostbar um es im düsteren zu verbringen oder sich damit zu begnügen, dass es Fad ist und Fad bleibt.

Also braucht es die Würze, Leben braucht Salz und Licht. Ohne Salz und ohne Licht können wir nicht leben. Zuviel Salz und wir trocknen aus, die Nieren funktionieren nicht mehr und, wenn wir Autobesitzer sind, heisst zu viel Salz auf dem Boden, rostiger Wagen. Zuviel Licht und der Sonnenbrand oder schlimmeres drohen uns, oder, wenn wir nicht aufpassen, hören wir auf zu sehen, werden verblendet.

» Wir sind Salz und Licht für diese Welt. Wir pflegen diese Schöpfung, wir  sind füreinander da. Auf Augenhöhe, so wie Jesus uns mit seinem Leben und Wirken zeigte, als er die Hungrigen, die Einsamen, die Ausgegrenzten und sogar die Ausländerinnen und Ausländer wahrnahm und mitnahm, in die Gemeinschaft seiner Freundinnen und Freunde.

Es ist  eigentlich ganz, ganz einfach. Kirche muss da sein für alle Menschen. Wir aber installieren Türen, Schlösser und Schwellen. Bänke vorne für den Adel und hinten für die Allgemeinheit. Wir lassen gleichgesinnte eintreten und Andersdenkende und anders Lebende schliessen wir aus. Was Jesus es nie und nimmer tat. Er suchte die komischen, brüchigen, an die Grenze gedrückten auf und machte sie zu seinen Freundinnen und Freunden. Ihnen sagte er: Ihr seid Salz der Erde und Licht der Welt. Das heisst, alle Menschen haben es in sich, zu allen Zeiten, Salz und Licht zu sein. Jede und jeder von uns kann in dieser Welt gutes bewirken, das Leben eines Menschen retten oder den Tag einer Nachbarin oder Nachbarn leichter machen.
» Wir sind Salz der Erde und Licht der Welt. Es bleibt eine Feststellung: Salz fragt nicht nach dem Ursprung oder Zusammensetzung des Fleische, es salzt. Dem Salz ist egal, ob es ein Filetstück oder eine Herz ändert. Es salzt halt. Licht fragt nicht nach der Farbe, blau oder rosa oder Regenbogen. Es leuchtet allen, ändert jede und jeden von uns.

Genau dem sind wir als Christen auch verpflichtet. Wir sind für alle da. Daraus schöpfen wir unsere Freude und das ist unser Sinn. So sind wir Licht der Welt, Salz der Erde und Gärtner im paradiesischen Garten, den wir » nicht Eden sondern Erde nennen.
Bereitgestellt: 29.07.2021     Besuche: 22 Monat 
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