„Berliner Schnauze trifft Kirchbank: Claire begeistert mit ‚Endlich‘ in Luterbach“
Was passiert, wenn Berliner Charme, kluge Lebensphilosophie und feinsinniger Humor auf Kirchenbänke treffen? Genau das konnte man kürzlich in der reformierten Kirche Luterbach erleben. Judith Bach – vielen bekannt als Claire alleene – gastierte mit ihrem Soloprogramm ENDLICH – Ein Stück für immer. Sie verwandelte unsere Kirche in einen Ort voller Lachen, Nachdenklichkeit und berührender Begegnungen. In einer eindrucksvollen Mischung aus Chanson, Kabarett und persönlichen Geschichten zeigte sie, wie nahe sich Leichtigkeit und Tiefgang liegen.
Janine Renggli,
Am 18. Mai 2025 stand Claire ganz "allene" im Rampenlicht und eroberte mit ihrem Programm als Claire alleene in "Endlich - Ein Stück für immer" die Herzen des Publikums im Sturm. Mit virtuosem Klavierspiel, scharfem Witz und perfektem Timing verwandelte sie die reformierte Kirche Luterbach im Nu in ein kleines Theater-Kiez. Die Bänke waren voll besetzt, das bunt gemischte Publikum wartete gespannt: Was kommt jetzt?
Gleich zu Beginn begrüsste Claire die Gäste mit einem breiten Grinsen – natürlich im besten Berliner Dialekt:
„Ick freu mir, heite in’m berühmtesten Theater von Luterbach zu sein!“
Dann holte sie eine kleine Schachtel voller Postkarten hervor – liebevoll geschrieben von Menschen, die sie an einem ganz besonderen Ort hinterlegt hatten: in einem Briefkasten auf dem Friedhof. Ja, richtig gelesen – Claire hat dort tatsächlich einen Ort geschaffen, an dem man Post für die Verstorbenen einwerfen kann.
„Denn det is doch schön, wenn man seinen Liebsten ooch nach’m Abschied noch wat schreiben kann“, erklärte sie.
Eine Idee, die rührt – und gleichzeitig zum Schmunzeln bringt. Mit Berliner Schnauze und viel Gefühl las sie eine dieser Karten laut vor:
„Liebe Tante Frieda, sag mal – wie geht’s dir eigentlich im grossen Familiengrab? Ruht ihr da wirklich in Frieden? Ick mein, is bestimmt nicht einfach, in deinem Alter wieder bei den Eltern einzuziehen!“
Die Kirche bebte vor Lachen. Und doch – zwischen den Zeilen lag auch eine leise Wehmut.
„Meine Oma Fritz – det war ’ne olle, dolle Bolle. Auf Schweizerdeutsch: ’ne Granate!“, sagte Claire lachend. Doch auch diese „Granate“ fehlt ihr sehr. Genau dafür ist der Friedhofsbriefkasten gedacht: zum Erinnern, zum Lachen – und zum Schreiben, wenn das Herz schwer wird.
Besonders berührend, wie Claire vom Tod ihrer geliebten Oma erzählte. Ihre ehrliche, warmherzige und zugleich humorvolle Art, mit Trauer umzugehen, bewegte nicht nur mich, sondern das ganze Publikum. In diesen Momenten wurde deutlich, wie nahe Lachen und Weinen beieinanderliegen.
Claire ist keine Künstlerin, die eine Rolle spielt. Ihre Stärke ist ihre Authentizität – direkt, manchmal rau, aber immer mit Herz und Humor. Man lachte über Sprüche wie:
„Meine Oma hatte mehr Schrauben locker als mein olles Mopped!“
...und wurde im nächsten Moment still bei ihren Geschichten über Abschied und Erinnerung.
Und dann, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, stellte sich Claire einfach mal auf den Kopf – mitten auf der Bühne! Das Publikum war begeistert. Manchmal hilft es eben, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
"ENDLICH" ist keine Show, die man einfach so konsumiert. Wer sich auf Claires Mischung aus Witz, Wehmut und Wärme einlässt, bekommt einen tiefen Blick ins eigene Herz geschenkt. Und wer dachte, in der Kirche könne man nur beten, wurde an diesem Abend eines Besseren belehrt.
„Normalerweise seh ick nich, wer lacht oder weint. Heute hab ick euch alle gesehen – dit war grossartig!“, sagte Claire nach der Vorstellung, sichtlich bewegt. Denn anders als sonst – wenn die Scheinwerfer sie blenden – konnte sie diesmal jedes Gesicht erkennen. Und die Tränen der Rührung waren für sie das schönste Kompliment.
Dass dieser Abend so rund und stimmungsvoll verlief, ist nicht zuletzt dem grossen Engagement von Pfarrkreisrat Deitingen - Luterbach zu verdanken. Mit viel Herzblut und Sinn für Details sorgten sie für einen reibungslosen Ablauf, eine einladende Atmosphäre und ein volles Haus.
„Wir freu’n uns jetzt schon uff’s nächste Mal mit de Kleenen mit de kurzen Bene!“